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Samstag, 31. März 2012

Uwe Johnson, Jahrestage

"Es war Gesine, die am nächsten Morgen das Telefon hörte. Es war nicht der Apparat, der der an das Binnennetz des Wasserstraßenamtes angeschlossen war, sondern der von der Reichspost. Sie kam eben in die Tür des Büros, als Martin Niebuhr den Hörer an Cresspahl weitergab. Es war gegen sechs Uhr morgens am 10. November. Meine Mutter war schon eine Stunde lang tot.

(Jahrestage, Ffm. 2000, S. 652)

Montag, 26. März 2012

Anne-Lise Stern, Biographie

  • SCHRIFTEN
  • Un lapsus de SS. Nouvel Observateur vom 3.6.1969 + in Stern, Le savoir-déporté, 2004
  • Passe - du camp chez Lacan. Passe - Vom Lager zu Lacan. In J. Prasse und C.-D. Rath (Hg.): Lacan und das Deutsche. Die Rückkehr der Psychoanalyse über den Rhein. Freiburg 1994, 203-216
  • "Mending" Auschwitz, through psychoanalysis? Strategies. Journal of theory, culture
  • and politics Nr. 8, 1995/96
  • La France hospitalière - Drancy avenir. Essaim Nr. 1, 1998, 139-149
  • Früher mal ein deutsches Kind...passée du camp chez Lacan. Versuch einer Hinübersetzung. Berliner Brief Nr. 2, 1999
  • Point de suture [Über den Film "La vie est belle" von R. Benigni]. Carnets de l'Ecole de psychanalyse Sigmund Freud Nr. 21/22, 1999
  • Psychanalyste après Auschwitz. Essaim Nr. 4, 1999
  • Le savoir-déporté. Camps, histoire, psychanalyse. Paris 2004; 2007

  • LITERATUR UND LINKS
  • Broudic, Jean-Yves: Naître après. À propos du livre: "Le savoir-déporté. Camps, Histoire, Psychanalyse", par Anne-Lise Stern. freud-lacan.com 2007 (9.4.2008)
  • Dorland, Michael: Psychoanalysis after Auschwitz? The "Deported Knowledge" of Anne-Lise Stern. Other Voices 2 (3), 2005 (30.8.2010)
  • Fresco, Nadine, und Martine Leibovici: Entendre. Une vie à l'œuvre. In Anne-Lise Stern: Le savoir-déporté. Paris 2004
  • Millot, Catherine: Présentation du livre d'Anne-Lise Stern: Le savoir-déporté. Essaim Nr. 13, 2004, 179-184
  • Roudinesco, Elisabeth: Histoire de la psychanalyse en France, Bd. 2: 1925-1985. Paris 1986; 1994 [Jacques Lacan & Co. A History of Psychoanalysis in France, 1925-1985. Chicago 1990]

  • FOTO aus Stern, Le savoir-déporté, 2007
Quelle: http://www.psychoanalytikerinnen.de/frankreich_biografien.html#Stern

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Dienstag, 6. März 2012

Eric Laurent,Lost in Cognition

Eric Laurent,Lost in Cognition, p. 10:
„Certain psychanalyste encouragent leurs collègues á suivre la même voie que la psychologie. Il y aurait de la place, dans la diversité des modèles de cognition pour les processus inconscients freudienne. Certains pensent que le temps est venu de la traduction des processus subjectifs en termes de réseau neuronal. Telle est l'erreur de théoricien du cognitivisme, mais aussi celledes partisans de la psychanalyse cognitivist, qui pensent que les neuroscience ne feront en fait que confirmer les découvertes freudienne et lacanienne.

Lacan, Sem. 17

Heben wir unterdes hervor, daß in der Struktur des sogenannten Diskurses des Analytikers dieser, Sie sehen es, zum Subjekt sagt: »Nur zu, sagen Sie alles, was Ihnen durch den Kopf geht, und sei es auch noch so gespalten, und bewiese es auch noch so offensichtlich, daß Sie entweder nicht denken oder [123] überhaupt nichts sind, das geht, was Sie produzieren, wird immer zulässig sein«.
Seltsam. Seltsam aus Gründen, die wir zu bestimmen haben werden, die wir aber schon jetzt skizzieren können.
Auf der oberen Zeile der Struktur des Diskurses des Herrn haben Sie eine grundlegende Beziehung sehen können, die, um uns rasch auszudrücken, diejenige ist, die das Band des Herrn mit dem Knecht ausmacht, vermittels dessen, Hegel dixit, der Knecht ihm mit der Zeit seine Wahrheit beweisen wird – vermittels dessen auch, Marx dixit, er die ganze Zeit damit beschäftigt sein wird, seine Mehrlust zu schüren.
Warum schuldet er diese Mehrlust dem Herrn? Das genau ist getarnt. Was auf der Ebene von Marx getarnt ist, das ist, daß der Herr, dem diese Mehrlust geschuldet ist, auf alles verzichtet hat, und zuvörderst aufs Genießen, weil er sich dem Tod ausgesetzt hat und weil er in dieser Stellung, die Hegel klar artikuliert hat, ganz fixiert bleibt. Zweifellos hat er den Knecht der Verfügung über seinen Körper beraubt [privé], das aber ist ein Nichts, denn er hat ihm das Genießen gelassen.
Wie gerät das Genießen in den Zugriff des Herrn?


Freitag, 2. März 2012

Marie-Claire Lambotte MANIE /in: Kaufmann, Pierre, L'apport freudien, pp. 296

Es ist also nicht nur gestattet, sondern sogar geboten, eine analytische Aufklärung der Melancholie auch auf die Manie auszudehnen. Freud, T.u.M.
Marie-Claire Lambotte
MANIE /in: Kaufmann, Pierre, L'apport freudien, pp. 296

La Manie n'a pas d'autre contenu que la mélancholie.“ (Freud, Trauer und Melancholie)

Hervorgebracht in Berührung mit der manisch-depressiven Psychose und der Melancholie, bildet die Manie die invertierte Phase dieser beiden Erkrankungen, die man mit Freuds Figur eines „Triumph des Ich“ benennen könnte. Ganz im Gegensatz zum depressiven Zustand präsentiert sich die Manie als Zustand der Exaltation des Kranken, der sich sehr für alles,
[297]
was vor seinen Augen geschieht, interessiert, ohne sich dabei auf ein besonderes der Individuen oder Dinge konzentrieren zu können. Die Ideen fliegen eine um die andere vorbei, ohne sich von der Aufmerksamkeit meistern zu lassen (suite incessante d'idées), eine um die andere und ohne Distinktion. Es war Binswanger, der in einer Artikelserie (erschienen in Archive suisses von 1931-1933) die fuite des idées als Kernsymptom der Manie herausgearbeitet hatte,
Gemeinsam mit dem melancholischen Subjekt erweckt das manische den Eindruck jener „Nivellierung“ von Dingen wie Menschen, manque de relief, Devitalisierung der Welt – in jener Geschwindigkeit und Beliebigkeit (volatilité) von einer zur anderen Idee, ohne einer beliebigen einen bestimmten Wert beizumessen. Mit anderen Worten, während es scheint, es (S) sei an allem interessiert, interessiert es sich in Wirklichkeit für ganz und gar Nichts, lässt die Assoziationen nach einer regressiven Logik (Gleichklänge, Kontigenzen) aufeinander folgen.

Ohne Zweifel ist diese Labilität der Aufmerksamkeit der Ähnlichkeit geschuldet, die der manische Rapport mit dem melancholischen aufweist: das Besetzungsobjekt kann nicht in eine veritable (véritable) Verbindung mit dem Sujet de Manie eintreten, sondern erledigt dies in einer Art „Kontaktbulimie“ (boulimie de contacts), innerhalb derer sich einer vom anderen nicht hinreichend abheben//unterscheiden kann. 

Auch die Manie, wenn man sie hier als eine Verlängerung der Melancholie ansehen möchte, bietet keine Auf/lösung, sondern vielmehr eine Variante des gleichen psychopathologischen Komplexes, dessen Originalität auf einen Effekt der „Befreiung des Ich“ beruht.1
1„maîtriser ou écarter le complex princ. de la mélancholie“ (Aktivum vom Übers.)