Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 13. April 2012

nach Søren Ulrik Thomsen


nach Søren Ulrik Thomsen, für Gundula Schulze-Eldowy.

Liebend einst so die Traumworte
meine apokryphen Lexika ein Halt
von dem ich auszog zu den Ufern
der Weichsel, Donau und Moldau
nur um den schönsten der Namen zu finden.
Zerzaust und besonnen brachte ich zurück:
jenes Gefäß für des Alphabets Sturzflut.

Jeden Brief der mir zufällt wollte ich deuten,
bis ich sah:
Des Tageslichts Zeichen sind am schwersten zu lesen.
Die Nachtschatten laß’ dort sein,
wo der wilde Vogel fliegt, ohnehin.
Setze dich ans Ufer und sieh, das erleichtert
oder drehe Dich einmal um im Gehen,
im Rücken: der Spiegel der Welt:
eine Anzahl Sonette auf Seen.


(meine Nachdichtung)

Pia Tafdrup, Over Vandet går jeg.

Én tilstand er fælles for både mænd og kvinder, når det gælder seksualitet og kunst: Dét øjeblik, hvor integritet og personlighed brydes ned. I seksualiteten, når man nærmer sig dyret, i kunsten dét sted, hvor det skrivende jeg gennemtrænges og fyldes helt, der hvor jeg'et er uden ansigt.

Søren Ulrik Thomsen


Nicht mit unserer Einwilligung sind wir geboren,
und Sterben ergibt keinen Sinn.
Es ist ganz überflüssig
aber streng notwendig
im Eis eine Wunde offenzuhalten,
sich zu verkriechen und einander zu küssen - 
die Leuchte des Raumschiffs um den Erdball kreisen
und die Handschrift übers Papier laufen zu lassen
in einer Geste auf Lebenshöhe.


(aus dem Dänischen von Hanns Grössel, courtesy of F.A.Z. vom Tage)